Kölner bilinguale Schule knüpft europaweit Kontakte: Über Bilinguales Lernen zu Comenius

Kölner bilinguale Schule knüpft europaweit Kontakte:
Über Bilinguales Lernen zu Comenius

von Judith Schiffer • Artikel im ZMI Magazin 2009, S. 30

Bilingualer Unterricht ist – diese Feststellung klingt nur auf den ersten Blick banal – Unterricht in zwei Sprachen. Über den Fremdsprachenunterricht hinaus werden nämlich immer auch andere Schulfächer in der Fremdsprache erteilt. Bilingualer Unterricht gilt als eine der erfolgreichsten Methode, eine Fremdsprache zu erlernen – wenn zwei Sprachen im Fachunterricht verankert werden können.
In der Katholischen Grundschule (KGS) Vincenz-Statz ist das bilinguale Lernen (deutsch/italienisch) schon seit sechs Jahren fest im Schulprogramm verankert. In diesen Jahren entstand ein regelmäßiger Briefkontakt zwischen den Schülern der KGS Vincenz-Statz und Schülern im italienischen Foggia. Auch die Lehrer beider Schulen waren und sind sehr daran interessiert, die unterschiedlichen Lehrund Lernmethoden der beiden Länder kennenzulernen, zu vergleichen und gegebenenfalls für den eigenen Unterricht zu nutzen.
Um diesen Fernkontakt zu vertiefen, besuchten 2006 zwölf italienische Lehrerkollegen die KGS Vincenz-Statz in Köln. Ein Jahr später nahmen die Kölner an einer kollegiumsinternen Fortbildung in Foggia teil.
Bisheriger Höhepunkt dieser Schulpartnerschaft war dann im April 2008 die Klassenfahrt der 4a nach Foggia. Schüler, Lehrer und Eltern beider Schulen berichten bis heute begeistert über die gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen.
Dieser sich auch im weiteren Lernen niederschlagende Erfolg bestärkte die Lehrer der KGS Vincenz-Statz nicht nur darin, diesen einen Kontakt aufrechtzuerhalten. Man begann auch über Möglichkeiten nachzudenken, eine Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Ländern zu suchen.
So entstand die Idee des Comenius-Projektes. Comenius ist ein europäisches Bildungsprogramm, das das Portfolio der bisherigen EU-Bildungskooperationen zur Hochschulbildung (Erasmus), zur beruflichen Bildung (Leonardo da Vinci) und Erwachsenenbildung (Grundtvig) um die Säule Schulbildung ergänzt. Im Rahmen von Comenius Schulpartnerschaften arbeiten die Partner für die Dauer von zwei Jahren zu einem selbst gewählten Thema von gemeinsamem Interesse zusammen und bekommen dafür Fördermittel von der EU.
Schnell wurden über die Comenius-Plattform im Internet weitere Schulen in Polen, der Türkei und Spanien gefunden, die in Zukunft regelmäßig zusammen arbeiten wollen, zum Beispiel in Form von Hospitationen. Bereits seit August 2008 arbeiten die Schulen dieser drei Länder mit den Schulen in Foggia und Köln schon an einem konkreten, länderübergreifenden Projekt. Die Idee: Jede Schule erstellt einen Städteführer über ihre Stadt und die nähere Umgebung. Dieser wird dann in die anderen vier Sprachen übersetzt, so dass am Ende fünfsprachige Reiseführer über den jeweiligen Ort entstehen. Auch wenn Lehrer natürlich eine wichtige Rolle bei der Umsetzung haben werden, ist es doch ein Projekt von Kindern für Kinder.
Das erste Comenius-Treffen fand vom 26. bis zum 30. November 2008 im spanischen Lleida statt. Die Lehrervertreter der fünf teilnehmenden Schulen lernten sich hier erstmals alle persönlich kennen und nutzten sogleich die Möglichkeit, in den einzelnen Klassen der Gastgeberschule zu hospitieren. Helga Petty, Lehrerin an der KGS Vincenz-Statz, ist begeistert von dem ersten Treffen: „Wir haben viele Ideen ausgetauscht und die Ziele für den weiteren Projektverlauf definiert. Es war ein sehr motivierender ‚Blick über den eigenen Tellerrand’ und wir freuen uns alle sehr auf die Zusammenarbeit.“
Ende Januar 2009 fand das zweite Comeniustreffen, diesmal in der KGS Vincenz-Statz in Köln, statt: An diesem Treffen nahmen 16 Kolleginnen und Kollegen der vier Partnerschulen sowie alle Kolleginnen und Kollegen der Kölner Schule teil. Diesmal standen neben Hospitationsmöglichkeiten in den unterschiedlichen Klassen und der Austausch von Zwischenergebnissen, vor allem verbindliche Absprachen für die Weiterarbeit auf dem Programm. „Auch wenn wir noch ein halbes Jahr bis zur Fertigstellung der ersten Reiseführer haben, drängt die Zeit doch sehr,“ sagt Kerstin Brüntrup, die das Treffen in Köln mit organisierte.
Es ist nicht leicht, neben dem täglichen Schulalltag dieses europaweite Projekt zu steuern. Aber es lohnt sich. Oft sind es kleine technische Probleme oder sprachliche Missverständnisse, die zu Zeitverzögerungen führen. Gleichwohl: Ende Mai müssen die Reiseführer gedruckt und verschickt sein, denn dann werden einige Schüler aller Partner eine Partnerschule besuchen und den selbst erstellten Reiseführer ausprobieren. Und das verspricht die europaweite Zusammenarbeit weiter zu intensivieren …