Wirksamkeit von Sprachförderung: Eine Expertise

Wirksamkeit von Sprachförderung: Eine Expertise

von Simone Jambor-Fahlen • Artikel im ZMI Magazin 2013, S. 16

Studie identifiziert Indikatoren für wirksame Sprachförderung und gibt Empfehlungen für die Umsetzung in der Praxis
Die Bildungsdirektion Zürich hat beim Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache sowie dem Zentrum Lesen der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz die Expertise „Wirksamkeit von Sprachförderung“ in Auftrag gegeben. Diese Studie liegt nun vor. Dafür wurde die internationale empirische Forschungsliteratur mit dem Ziel ausgewertet, empirisch nachgewiesene Sprachförderung zu identifizieren und daraus Empfehlungen für die Praxis abzuleiten. Die AutorInnen haben auf Studien zurückgegriffen, die den gängigen forschungsmethodischen Standards gerecht werden. Doch es liegen nicht in jedem Bereich Befunde vor, die diesen hohen Ansprüchen genügen. Daher wurde auch Untersuchungen einbezogen, die diesen Ansprüchen zwar nicht vollständig gerecht werden, aber trotzdem Hinweise liefern können. In diesem Fall wurden die abgeleiteten Empfehlungen vorsichtiger formuliert.
Die Expertise umfasst die Bereiche frühe Kindheit (null bis vier Jahre), die Volksschule (Kindergarten, Primarschule, Sekundarstufe I) und die Sekundarstufe II.
Sie gibt eine allgemeine Übersicht darüber, welche Faktoren nachweislich zu einer wirksamen Sprachförderung führen. Einen besonderen Schwerpunkt bilden dabei die Empfehlungen für den Bereich „Deutsch als Zweitsprache“.

Empfehlungen
Sprachliche Bildung und Förderung sollte im pädagogischen Konzept einer Bildungseinrichtung verankert sein. Für eine wirksame Sprachförderung ist die kontinuierliche Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte eine zentrale Voraussetzung. Es wird empfohlen, an den Schulen Projektgruppen aus mehreren Lehrkräften zu bilden, die in ihrer Arbeit durch die Schulleitung unterstützt werden.
Die Schulung der Basisfähigkeiten (Lese- und Schreibflüssigkeit) und Maßnahmen zur Vermittlung von Lese- und Schreibstrategien sollten in das Sprachförderkonzept der Schulen aufgenommen werden. Denn zahlreiche Studien belegen, dass Sprachförderprogramme wirkungslos bleiben, wenn die pädagogischen Fachkräfte im Vorfeld nicht ausreichend geschult werden. Das gilt insbesondere für die diagnostischen Fähigkeiten.
Eindeutige Befunde gibt es auch zur Wirksamkeit kooperativer Lernformen: In der Interaktion mit Lehrpersonen oder Gleichaltrigen lernen die Schülerinnen und Schüler, sich in die Perspektive ihres Gegenübers hineinzuversetzen und so zu formulieren, dass ihre Absichten und Ziele für den anderen erkennbar sind.
Ein weiteres Merkmal für wirksame Sprachförderung ist die Situierung im Unterricht: Kinder und Jugendliche sollen erkennen, welchen Sinn eine Aufgabe hat und welche Wirkung sie mit dem Ergebnis erzielen können.

Sie können die vollständige Expertise unter diesem Link herunterladen: mercator-institut-sprachfoerderung.de/mediathek/publikationen.html

Über das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache ist ein von der Stiftung Mercator initiiertes und gefördertes Institut der Universität zu Köln. Ziel des Instituts ist es, langfristig die sprachliche Bildung an deutschen Schulen zu verbessern, damit alle Schülerinnen und Schüler gute Chancen auf eine erfolgreiche Bildungskarriere haben. Es berät Hochschulen dabei, Deutsch als Zweitsprache in der Lehrerausbildung zu verankern, fördert, vermittelt und betreibt anwendungsorientierte Forschung und trägt zur Qualifizierung von Lehrenden in Schule und Hochschule bei. Darüber hinaus beobachtet und berät es Bildungspraxis, -verwaltung und -politik. Weitere Informationen unter: www.mercator-institut-sprachfoerderung.de
Über das Zentrum Lesen der  Pädagogischen Hochschule FHNW
Das Zentrum Lesen der Pädagogischen Hochschule FHNW ist ein Forschungs- und Entwicklungszentrum, das sich mit der sprachlichen Bildung befasst. Es entwickelt Lehrmittel und andere Unterrichtsmaterialien und betreibt Forschung zur literalen Sozialisation, zur schulischen und vorschulischen Sprachvermittlung sowie zum Illettrismus. Es ist eines der beiden deutschdidaktischen Zentren in der Schweiz.
Weitere Informationen unter: www.zentrumlesen.ch