Vielfältige Sprachförderungen für Migrantinnen und Migranten bei der VHS Köln

Vielfältige Sprachförderungen für Migrantinnen und Migranten bei der VHS Köln

Stefan Gaude, Petra Persy-Klein und Ingeborg Klassen • Artikel im ZMI Magazin 2015, S. 20

Glücksstrahlend kommt Frau Mohammad zum Sprachkurs in die VHS Köln. Sie hat von ihrem Praktikumsbetrieb einen Arbeitsplatz im Verkauf angeboten bekommen. Endlich hat sie es geschafft, eine Arbeit zu finden. Damit ist sie der Integration in ihrer neuen Heimat einen großen Schritt näher gekommen.

Bereits nach ihrer Anerkennung als Asylbewerberin hatte sie einen Integrationskurs über 900 Stunden bei der VHS besucht und mit dem Sprachniveau B1 abgeschlossen. In diesem Kurs lernten die Teilnehmenden wesentliche Grundlagen der deutschen Sprache und erhielten relevante Informationen über das Leben und den Alltag in Deutschland und speziell in Köln.
Da sie im Anschluss keine Arbeit fand, befürwortete das Jobcenter Köln, dass sie einen berufsbezogenen Sprachkurs besuchte.

} Die berufsbezogenen Sprachkurse in der VHS werden durch den Europäischen Sozialfonds und das BAMF gefördert. Sie setzen Deutschkenntnisse auf dem Sprachniveau B1 voraus.
In diesen Kursen erweitern und vertiefen die Teilnehmenden ihre Sprachkenntnisse. Sie erlernen die für ihren Berufsbereich erforderliche Fachsprache, also für den kaufmännischen, gewerblich- technischen oder sozial-pflegerischen Bereich.
In diesen berufsbezogenen Sprachkursen werden die Teilnehmenden durch eine Sozialpädagogin der VHS begleitet und unterstützt. Sie steht bei Problemen, wie z.B. mit der Wohnung, den Ämtern, etc. zur Seite. Sie soll helfen, die Situation der Teilnehmenden zu stabilisieren. Damit soll ihnen die kontinuierliche Teilnahme am Deutschkurs ermöglicht werden, und ihnen wird bei der Integration in den Arbeitsmarkt geholfen. Mit EDV-Schulungen und Bewerbungstrainings werden die Teilnehmenden auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet. Ein Jobcoach hilft den Teilnehmenden bei der Suche nach einem passgenauen Praktikumsplatz, der im optimalen Fall wie bei Frau Mohammad in eine Anstellung mündet.

  • Flüchtlinge mit Arbeitsmarktzugang, deren Asylverfahren noch nicht entschieden ist oder deren Abschiebung ausgesetzt ist (Duldung), können seit 2012 Sprachkurse bei der VHS besuchen, die berücksichtigen, dass sie nur sehr geringe Vorkenntnisse mitbringen. Sie sind thematisch und strukturell wie die ESF BAMF- Kurse für Migranten aufgebaut. Der Schwerpunkt in diesen Kursen liegt auf der allgemeinen beruflichen Orientierung, das Praktikum gibt einen ersten Einblick in den regionalen Arbeitsmarkt und die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Da die Teilnehmenden noch keine Arbeitserlaubnis haben, benötigen sie für das Praktikum eine befristete Beschäftigungserlaubnis. Sie können dann aber in ein Beschäftigungsverhältnis übernommen werden, wenn ein Betrieb das beantragt und eine Vorrangprüfung durch die Arbeitsagentur erfolgreich beschieden wird. Dies dauert im Regelfall sechs Wochen, doch dann ist in vielen Fällen das Arbeitsangebot nicht mehr vorhanden.
  • Ebenfalls für Flüchtlinge mit Duldung oder Aufenthaltsgestattung wurden in Zusammenarbeit mit dem Projekt CHANCE – Bleiberecht am Rhein, Netzwerk Flüchtlinge und Arbeit – Köln/Bonn/Düsseldorf Orientierungskurse in Köln und Düsseldorf durchgeführt. Die Kurse waren für Anfängerinnen und Anfänger ohne Deutschkenntnisse und beschäftigten sich mit dem Thema Leben in Deutschland. Die Vermittlung der Deutschkenntnisse wurde inhaltlich mit Alltagswissen über Wohnen, Finanzen, Freizeit, Arbeit, Ämter, Kultur, Einkaufen, Politik verknüpft.
  • Vom nordrhein-westfälischen Arbeits- und Integra-tionsministerium und dem ESF werden aktuell 300-stündige Basissprachkurse zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen im Rahmen des Projekts „Early Intervention“ bzw. „Early Intervention NRW+“ unterstützt.
    Das Angebot richtet sich an Flüchtlinge aus neun Herkunftsländern (Afghanistan, Irak, Iran, Syrien, Eritrea, Somalia, Ägypten, Sri Lanka und Pakistan) mit dem Ziel, das Sprachniveau A1 zu erreichen.
  • Ebenfalls vom Land NRW wurden 100-stündige Orientierungskurse für Flüchtlinge finanziert. Die Kurse waren für Anfänger ohne Deutschkenntnisse konzipiert und sollten die Teilnehmenden nachhaltig darin unterstützen, ihren Alltag sprachlich und inhaltlich in Deutschland zu bewältigen. Das Leben in Deutschland wurde anhand von Themen wie Wohnen, Finanzen, Freizeit, Arbeit, Ämter, Kultur, Einkaufen, Politik vermittelt.
  • Im Rahmen des gesamtstädtischen Projektes „Willkommen in Köln“ hat die VHS Köln seit dem 01.09.2014 elf Sprachkurse mit insges. 182 Teilnehmenden über jeweils 450 Unterrichtsstunden/Kurs in verschiedenen Kölner Stadtteilen für Zuwanderinnen und Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien durchgeführt. Der Unterricht fand 3- 4 Mal die Woche abends statt, da die Teilnehmenden in Vollzeit berufstätig waren und den Unterricht nach ihrem Arbeitstag besuchten.

Die Nachfrage nach allen diesen Kursen ist sehr hoch und die aktuelle Situation in den Krisenländern und die weiter ansteigende Zahl der Flüchtlinge werden den Bedarf an weiteren Angeboten erhöhen.
Um neu ankommenden Flüchtlingen noch effektivere Angebote zu machen, werden weitere Kurse für Anfängerinnen und Anfänger geplant. Sie sollen den Migrantinnen und Migranten die wichtigsten Informationen zu ihrem Leben in Köln vermitteln und sie gleichzeitig sprachlich soweit schulen, dass sie einfache Alltagssituationen sprachlich bestehen.
Das BAMF hat eine deutliche Erhöhung der Mittel für 2016 in Aussicht gestellt, um dem wachsenden Bedarf an (berufsbezogener) Sprachförderung – insbesondere für Flüchtlinge – gerecht zu werden.
Auch die Bundesagentur für Arbeit hat die zusätzliche Förderung von Sprachangeboten für Flüchtlinge noch in diesem Jahr bekannt gegeben.