Deutsch lernen mit Spaß und Freude: Das FerienIntensivTraining – FIT in Deutsch in den Sommerferien

Deutsch lernen mit Spaß und Freude: Das FerienIntensivTraining – FIT in Deutsch in den Sommerferien

Mandy Behne, Karoline Gebala, Arne Hintz und Lisa Möller • Artikel im ZMI Magazin 2019 S. 24

Das Kooperationsprojekt „FerienIntensivTraining – FIT in Deutsch“ wird seit 2018 vom Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit dem ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration in Köln organisiert und durchgeführt. In diesem Jahr wurden insgesamt 8 Maßnahmen in den Oster-, Sommer- und Herbstferien für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler angeboten. Folgend ein Bericht aus den Sommerferien.

Das Sprachtraining fand in den Sommerferien vom 15. bis zum 26. Juli 2019 an der Max-Ernst-Gesamtschule in Bocklemünd statt. Insgesamt nahmen 30 Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 16 Jahren an dem Sprachprogramm teil, welches von vier Sprachlernbegleiter*innen vorbereitet, durchgeführt und unterstützt wurde. Die Sprachlernbegleiter*innen wurden vorher durch die Landesweite Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren (LaKI) gezielt für die FIT-Maßnahme geschult. Die Lerngruppe umfasste Schüler*innen verschiedenen Alters und heterogener kultureller Lebenserfahrungen, eine reiche Vielfalt an Sprachen prägte das Ferienprogramm. Als Räumlichkeiten standen vier Klassenräume zur Verfügung, die für Lernphasen und Projekte, für Frühstück und Mittagessen sowie für die Pausen zweckentsprechend eingerichtet wurden. Zudem konnte die Sporthalle der Gesamtschule u.a. für Kennenlernspiele und sportliche Pausenaktivitäten genutzt werden.

Das Konzept des Projektes
Die FIT-Maßnahme zielt auf den individuellen Lernzuwachs der Kinder und Jugendlichen in der deutschen Sprache und die Steigerung ihrer Kommunikations- und Handlungsfähigkeit. Das Besondere an dem Projekt ist die Verknüpfung des Sprachlernens mit gemeinsamen Aktionen. Die Teilnehmer*innen erkunden und erarbeiten dabei Redemittel für den Alltag und üben sie anschließend in lebensweltbezogenen Kontexten. So werden die Sprachfertigkeiten erlebt, erprobt und gefestigt. Spaß und Freude kommen dabei nicht zu kurz. Der Fokus des Unterrichts liegt auf spielerischen, interaktiven und kreativen Ansätzen. Besonders die Verbindung aus Lernen und Anwenden des Gelernten bereitete den Kindern und Jugendlichen Freude und motivierte sie.
Ein konkretes Beispiel hierfür war der Besuch einer öffentlichen Bibliothek. In der Schule wurde das Vorhaben in der Lerngruppe besprochen, wobei die Sprachlernbegleiter*innen das Vorwissen der Kinder und Jugendlichen aktivierten, den relevanten Wortschatz mit ihnen erarbeiteten und bestimmte Formulierungen – sogenannte Chunks – sammelten. Im zweiten Schritt beobachteten die Teilnehmer*innen eine authentische Gesprächssituation, was ihr Vorwissen überprüfen und erweitern sollte. Dafür haben zwei Sprachlernbegleiter*innen das Gespräch einer Ausweisbeantragung simuliert. Die Kinder und Jugendlichen erstellten daraufhin in Kleingruppen Übungsdialoge, um die Beantragung eines Bibliotheksausweises zu erlernen. Diese schrieben sie auf Plakate und spielten sie in Gesprächen durch. Nachdem die Redemittel für die Ausweisbeantragung erarbeitet waren, sollte nun das gesammelte Wissen eigenständig in einer authentischen Begegnungssituation angewendet werden. Die Gruppe besuchte die Stadtteilbibliothek Bocklemünd/Mengenich, um einen Ausweis unter Verwendung des zuvor erlernten Wortschatzes selbstständig zu beantragen, in der Bibliothek zu schmökern und Bücher und Spiele direkt auszuleihen. Im Anschluss fand in der Schule die Nachbesprechung des Bibliothekbesuches statt. Einige besonders mutige Teilnehmer*innen hatten sich bereiterklärt, sich bei der Ausweisbeantragung aufzeichnen zu lassen. Die so erstellen Videos wurden ausgewertet, der Bibliotheksbesuch reflektiert und der dabei erworbene Wortschatz gesichert.

Feste Rituale im Tagesablauf
Um den Tag zu strukturieren, wurde während des FerienIntensivTrainings mit wiederkehrenden Elementen gearbeitet. So umschlossen ein Morgen- das Abschlussritual den Tag, die im Folgenden kurz vorgestellt werden: Jeder Tag begann mit einem Stuhlkreis. Ein ausgewähltes Kind durfte mit dem Morgenritual beginnen. Es wandte sich einem der beiden Nachbarn zu und begrüßte ihn seiner Muttersprache oder einer anderen beliebigen Sprache. Das angesprochene Kind wiederholte die Begrüßung und wandte sich dann seinem anderen Nachbarn zu, um diesem in einer Sprache seiner Wahl guten Morgen zu wünschen. Am dritten Tag durfte jedes Kind die von ihm genannte Begrüßung auf ein Plakat schreiben, welches anschließend aufgehängt wurde, damit jeder sich mit den genannten Begrüßungen vertraut machen konnte. Das Abschlussritual bestand aus einer spielerischen Reflexion des Tagesgeschehens. An dem einen Ende des Raumes wurde ein traurig schauendes Emoticon angebracht, an dem anderen Ende ein fröhliches. Nachdem sich alle Teilnehmenden zwischen den beiden Polen aufgestellt hatten, stellte eine*r der Sprachlernbegleiter*innen Fragen und die Kinder positionierten sich ihrer Meinung entsprechend auf der Skala. Dies vermittelte einen Eindruck davon, wie sie die verschiedenen Aktivitäten erlebt hatten. Gab es dabei Kritik, half diese, die Übungen oder Abläufe an den folgenden Tagen anders zu planen, um die Zufriedenheit der Kinder zu steigern.

Projektarbeit im Nachmittagsbereich
Ein weiterer fester Bestandteil der zweiwöchigen Ferienfreizeit war die Projektarbeit am Nachmittag. Gleich am ersten Tag konnten sich die Teilnehmer*innen ein Projekt aussuchen und täglich eine Stunde an ihm arbeiten. Zur Auswahl standen ein Bastelprojekt sowie ein Akrobatik- & ein Zirkusprojekt. Das Bastelprojekt zielte darauf ab, die Teilnehmer*innen für Handarbeiten zu animieren und ihre Freude am kreativen Erschaffen eigener Kunstwerke zu wecken. In der ersten Woche sammelten die Kinder und Jugendlichen Materialien in der Natur und lernten verschiedenen Variationen von Traumfängern, Windspielen und Websternen sowie Herstellungstechniken kennen. In der zweiten Woche wurden die Techniken perfektioniert und jedes Kind konnte individuelle Beratung zu seinen Kunstwerken einholen. Die Ergebnisse des Projekts wurden am letzten Tag in Form eines Museumsrundgangs, der auch Gespräche mit den Künstler*innen beinhaltete, präsentiert. Ziel des Zirkusprojektes war, eine Abschlussshow für die Kinder aus dem anderen Projekt vorzubereiten. Die Teilnehmer*innen hatten in der ersten Woche die Möglichkeit, unterschiedliche Disziplinen kennenzulernen, ihre eigenen Jonglierbälle zu basteln und erste Erfahrungen mit verschiedenen Übungen aus dem Bereich Akrobatik und Zirkuskunst zu sammeln. In der zweiten Woche lag der Schwerpunkt der Projektarbeit auf der Entwicklung einer zusammenhängen-den Abschlussaufführung. Diese wurde gemeinsam geplant und schließlich erfolgreich durchgeführt. Die Show machte allen Kindern viel Spaß und war ein Highlight des Ferienangebots.

Das besondere Highlight: Die Ausflüge
Außerdem wurden während der zwei Wochen gemeinsam mit allen Kindern und Jugendlichen mehrere Ausflüge geplant, durchgeführt sowie vor- und nachbereitet. Die Teilnehmenden hatten am ersten Tag der Ferienfreizeit die Möglichkeit, Vorschläge für Ausflüge einzubringen und im Anschluss darüber abzustimmen. Die beiden beliebtesten Ausflugsideen waren das „Rex Kino“ am Kölner Friesenplatz und der Trampolinpark „Jump House“ in Köln-Ossendorf. Im Kino konnte zwischen „Der König der Löwen“ und „Aladdin“ gewählt werden. Im Anschluss an den Kinobesuch wurde mithilfe von Chunks besprochen, was den Teilnehmenden besonders gut und weniger gut an den Filmen gefallen hat. Diese Sprachübung war sehr sinnvoll, da die Kinder sich dank der Chunks differenziert und präzise über die Filme austauschen konnten. Beim Ausflug ins „Jump House“ wurde über die Sicherheit im Trampolinpark und das dafür erforderliche Verhalten der Kinder diskutiert. Darüber hinaus besuchte die Gruppe das naturpädagogische Projekt „Finkens Garten“ in Rodenkirchen. Dem gingen mehrere intensive Unterrichtseinheiten zum Thema Pflanzen, Naturschutz und Nachhaltigkeit voraus. Gerade jüngere Teilnehmer*innen hatten an Attraktionen wie dem Nasen- und Tastgarten sowie dem Baumrätsel viel Freude.