Wie das Konzept der Ferienschule als Literaturwoche in die Schule kam und um den Aspekt des Generativen Erzählens erweitert wurde – ein Bericht aus dem Verbund „DemeK mit BiSS“

Wie das Konzept der Ferienschule als Literaturwoche in die Schule kam und um den Aspekt des Generativen Erzählens erweitert wurde – ein Bericht aus dem Verbund „DemeK mit BiSS“

Sylvia Siegel-Kopatz • Artikel im ZMI Magazin 2016, S. 22

Die Ferienschule
In Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln und mit dem ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration fand in den Herbstferien des Schuljahres 2014/15 im Rahmen von BiSS eine Ferienschule an der GGS Grüneberg in Köln statt. Spezifisch für die Ferienschule ist die Verknüpfung von DemeK (Deutschlernen in mehrsprachigen Klassen)mit der Bilderbucharbeit und dem szenischen Spiel, um die Möglichkeiten der sprachlich-literarischen Bildung voll auszuschöpfen.
Erprobung des Konzepts im regulären Schulbetrieb
In der Folge erwies sich das Konzept der Ferienschule als so erfolgreich, dass der Verbund diese bewährte Form der sprachlich-literarischen Bildung dauerhafter in die BiSS-Schulen (Grüneberg-Schule/Köln, Heinzelmännchen-Schule/Köln und Sebastian-Schule /Bornheim) implementieren wollte.
Zur Implementierung dieses Konzeptes wurde ein Evaluationsbogen entwickelt, wobei der Verbund von Frau Dr. Lotte Weinrich von der Universität zu Köln und dem BiSS-Team beraten wurde.
Auch für das sich in der Praxis gezeigte Problem, dass sich die Schülerinnen und Schüler bei der Erarbeitung der Texte für die Generative Textproduktion nach einigen Überarbeitungen der Texte nicht mehr so begeistern ließen, hatte Frau Dr. Weinrich einen neuen Ansatz, den der „Textidee“. Hierbei liegt der Fokus auf dem Inhalt des Textes: Spricht er mich selbst als Lehrkraft an? Kann ich mit diesem Text die Kinder meiner Klasse in Schwingung versetzen?
Mit diesen Fragen und unter der Berücksichtigung der beiden Säulen „Grammatik“ und “Textidee“, suchte man nach Bilderbüchern und wurde bei dem Buch „Königin Gisela“ von Nikolaus Heidelbach fündig.
Zusätzlich zum Evaluationsbogen arbeiteten die DemeK-Experten der drei BiSS-Schulen die wesentlichen Bausteine der Ferienschule heraus. Es entstand ein Planungsgeländer, mit dessen Hilfe zu „Königin Gisela“ Unterrichtseinheiten entwickelt, erprobt und später den Kollegien der drei Verbundschulen vorgestellt wurden. Des Weiteren waren die Lehrkräfte von einer Theaterpädagogin fortgebildet worden, um die kindliche Freude am Bühnenspiel für den DemeK-gestützten Spracherwerb zu nutzen.
Die Literaturwoche
Nach dem Vorbild der Ferienschule wurde das Bilderbuch „Königin Gisela“ ausgewählt und mit dem Planungsgeländer, den für das Buch erarbeiteten Materialien und den DemeK-Elementen starteten die drei BiSS-Schulen im Frühjahr 2016 zum ersten Mal mit einer einwöchigen Literaturwoche. Die DemeK-Elemente fanden sich wieder in der bewährten Form der Grammatikplakate als auch in der „Generativen Textproduktion“ mit dem „Generativen Sprechen“ und „Generativen Schreiben“ – erweitert um das „Generative Erzählen“.
Die Literaturwoche war auf vielen Ebenen ein großer Erfolg und das Besondere lag auch sicherlich darin, dass alle Klassenstufen fächerübergreifend fünf Tage lang an ein und demselben Buch gearbeitet haben. Die Kinder erfasste ein selten erlebtes Wir-Gefühl und die Möglichkeit, mit jedem über Königin Gisela sprechen zu können, eröffnete über alle Grenzen hinweg unzählige Gesprächsanlässe in der Pause, auf dem Schulhof und in der Nachmittagsbetreuung.
Das Schreiben, Sprechen und Erzählen unter dem DemeK-Aspekt sowie das Spielen und Basteln hat den Schülerinnen und Schülern sehr viel Spaß gemacht. Sie waren auch mit Eifer und großem Interesse dabei, den Fortgang der Geschichte zu erfahren, Erlebnisse weiterzuspinnen und das Geschichtenende neu zu kreieren.
Auch die Kolleginnen und Kollegen, die zunächst skeptisch dem Buch gegenüberstanden und sich nicht vorstellen konnten, es jahrgansübergreifend einzusetzen, hatten demgegenüber alle Vorbehalte verloren. Diese ersten Erfahrungen mit der Literaturwoche haben die Lehrkräfte so in ihrem Implementierungsbestreben unterstützt, dass die Literaturwoche nun fest im Schulprogramm der einzelnen BiSS-Schulen verankert ist.
Zwei Antworten noch zum Generativen Erzählen als zusätzliches DemeK-Element
Wie es funktioniert
„Generatives Erzählen“ bedeutet, dass die Kinder durch die intensive Beschäftigung mit dem Bilderbuch auf kognitiver, emotionaler, imaginativer und sinnlich-körperlicher Ebene die „story grammar“ der Mustergeschichte erfassen und die im Verbund erworbenen narrativen Form- und Gestaltungselemente für ihre eigenen Textproduktionen (re)konstruktiv nutzen können.

Wie es Kinder mit mehrsprachigem Hintergrund unterstützt
Gerade mehrsprachig aufwachsende Kinder profitieren in besonderer Weise vom impliziten Erwerb makro- und mikrostruktureller Erzählmuster. Sie erweitern dadurch ihren Bildungswortschatz und ihre Textkompetenz. 