Wir sprechen viele Sprachen! Sprachförderung Deutsch in den Interkulturellen Zentren

Wir sprechen viele Sprachen!
Sprachförderung Deutsch in den Interkulturellen Zentren

von von Andreas Fischer und Elizaveta Khan • Artikel im ZMI Magazin 2021/22, S. 18

Die Spannbreite der Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache in den Interkulturellen Zentren der Stadt Köln ist so vielfältig wie die Zentren. Da es sich um eine Pflichtaufgabe der Zentren handelt, finden sich diese Angebote in allen Zentren sowohl in Kooperation untereinander als auch als eigenständiges Programm wieder. Kennzeichen der Interkulturellen Zentren der Stadt Köln ist die barrierefreie und an den Menschen orientierte Ansprache. Die Orientierung an den Lebenswirklichkeiten der Menschen vor Ort zeigt sich ebenso in den Angeboten zum Erlernen, Festigen und Anwenden der deutschen Sprache. Und jeder Mensch fühlt sich als Lerntyp in unterschiedlichen Angeboten wohl. Deswegen braucht es die breite Palette an Zugängen als auch Ausgestaltungen der Sprachangebote, um die Sprachkompetenz zu fördern.
Darüber hinaus verläuft der Zweitspracherwerb nicht linear, sondern ist als Prozess zu sehen, in dem Phasen des Stillstandes auftreten – um so mehr braucht es da auch kreative Sprachlernangebote, um die Motivation und den Spaß am Lernen aufrechtzuerhalten. Im Rahmen der Umstrukturierungen, die die Pandemie bewirkt hat, aber auch vorher, wurden in den Zentren auch EDV-gestützte Sprachlernangebote entwickelt und das Lernen im digitalen Raum ist ein wichtiger Schwerpunkt.

Werfen wir nun einen Blick auf die Angebote in den Interkulturellen Zentren der Stadt Köln. Die Angebote werden je nach Zielgruppe (Vorschulkinder, Kinder und Jugendliche, erwachsene Lernende und Angebote für Senior:innen) konzipiert und finden sowohl in der Woche als auch am Wochenende statt.

Sprache und Bildung

  • Integrationskurse nach den Richtlinien des BAMF: Seit 01.01.2005 werden in Deutschland Integrationskurse durchgeführt, die im Rahmen des Zuwanderungsgesetzes vom 30.07.2004 beschlossen wurden. Es gibt den Allgemeinen Integrationskurs und spezielle Integrationskurse, die sich an Eltern, Jugendliche und Frauen richten. Weiterhin gibt es Integrationskurse für Zweitschriftlernende und Menschen mit Alphabetisierungsbedarf in der lateinischen Schrift sowie Intensivkurse. Die Integrationskurse bestehen aus einem Sprach- und einem Orientierungskurs und unterscheiden sich hinsichtlich der Stundenkontingente. Alle Integrationskurse enden mit der Sprachprüfung „Deutsch-Test für Zuwander:innen“ und dem Test „Leben in Deutschland“. Solange die Infektionsschutzbestimmungen gelten, werden die Integrationskurse online und in hybrider Form umgesetzt.
  • Freie Kursangebote: Da nicht alle Menschen, die Interesse und Bedarf haben, an einem Integrationskurs teilnehmen können, organisieren die Zentren freie Sprachangebote, Konversationskurse und Angebote für bestimmte Zielgruppen wie Frauen*Sprach*Cafés. Diese unterscheiden sich nach Sprachlevel, Zielgruppe und dem Bedarf der jeweiligen Personen, haben aber alle einen Schwerpunkt: Anwenden der deutschen Sprache im Alltag. Im Kursangebot stehen also alltagsrelevante Themen und Wörter (Arbeit, Einkaufen, Gesundheit, Kindergarten/Schule, Mediennutzung, Orientierung vor Ort, Verkehr und Mobilität) im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden lernen vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze zu verstehen und zu verwenden, die auf die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen. Vor allem die Förderung des aktiven Sprachhandelns bildet für alle Beteiligten den Schwerpunkt solcher Bildungsangebote. Diese Kurse werden sowohl in Kursräumen aber auch in Form von Sozialraumerkundungen, Ausflügen und auch als digitales Angebot umgesetzt. Weiterhin bieten zahlreiche Zentren eine Kinderbetreuung an, um vor allem Eltern und alleinerziehenden Müttern und Vätern eine Teilnahme zu ermöglichen. Die Umsetzung der freien Angebote, wie beispielsweise Konversationskurse, gelingt zum Teil online, allerdings haben viele Menschen aus der Zielgruppe wenig bis gar keinen Zugang zu digitalen Endgeräten, der Anwendung verschiedener digitaler Systeme oder auch schlechten bis gar keinen Internetzugang.
  • Weitere Sprachlernangebote: Einzelne Interkulturelle Zentren setzen weitere Kommunal-, Landes- und Bundesprogramme durch, wie bspw. die MIA-Kurse, Sprachkurse im Rahmen des Landesprogramms Gemeinsam klappt´s/Durchstarten in Ausbildung und Arbeit. Daneben werden Phonetikkurse, Einzelnachhilfen für die bestehenden Kursangebote organisiert, Prüfungsvorbereitungskurse initiiert und Sprachpat:innenschaften vermittelt. Bei diesen Sprachangeboten besteht auch die Herausforderung, das digitale Lernen zu ermöglichen. Vielen Zentren ist es aber gelungen, die Angebote während der Kontaktbeschränkungen in den digitalen Raum zu verlegen.

Neben den Angeboten zum Erlernen der deutschen Sprache organisieren die Zentren auch Workshops und Fortbildungen für Lehrkräfte und ehrenamtlich in der Sprachvermittlung engagierte Personen. Dabei wird Wissen über die Theorie des Spracherwerbs vermittelt, werden Konzepte zum Sprachenerlernen vorgestellt und Methoden für eine zielgruppenorientierte Sprachvermittlung angewendet.
Die Angebote für das Erlernen der deutschen Sprache sind also vielfältig und werden analog, in hybrider Form und digital umgesetzt. Eine Besonderheit in den Interkulturellen Zentren der Stadt Köln stellen die Angebote für das Anwenden der erlernten Sprache dar. In den Zentren werden Angebote zum biografischen Schreiben angeboten, in denen Teilnehmende über ihre Lebenswelten und über Erfahrungen in der deutschen Sprache verschiedene Textproduktionen erstellen. Diese werden in Form von Lesungen und Publikationen einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Daneben werden auch Schreibwerkstätten organisiert, Übersetzungsseminare angeboten und Poetry-Slam Workshops gerade für jüngere Zielgruppen umgesetzt. In einigen Zentren gibt es auch Literaturcafés, wo Werke verschiedener Autor:innen vorgestellt und diskutiert werden.
Die Interkulturellen Zentren werden mit diesem vielfältigen Angebot den Lebensrealitäten sowie den Kompetenzen der Lerner:innen gerecht und begleiten sie beim Spracherwerb möglichst passgenau, damit aus Sprache(n) Mitsprache werden kann.