Im Museum, in der Schule und zu Hause – Mehrsprachigkeit in der digitalen Bildung des Museumsdienstes Köln

Im Museum, in der Schule und zu Hause – Mehrsprachigkeit
in der digitalen Bildung des Museumsdienstes Köln

von Julia Müller und Dominik Fasel • Artikel im ZMI Magazin 2021/22, S. 42

Mehrsprachigkeit in der Vermittlungsarbeit ist für den Museumsdienst schon lange ein wichtiges Anliegen. Neben Führungen in verschiedenen Sprachen und zweisprachigen Veranstaltungen in den neun Museen der Stadt Köln arbeitet der Museumsdienst immer wieder mit dem ZMI und HSU-Lehrkräften zusammen, um Schüler*innen eine mehrsprachige Erkundung der Ausstellungen zu ermöglichen. Die Corona-Pandemie mit der mehrmonatigen Schließung der Museen hat es zeitweise notwendig gemacht, die Vermittlungsarbeit in den digitalen Raum zu verlagern. Doch wie kann sich auch hier die Mehrsprachigkeit widerspiegeln?

Veranstaltungen
2021 startete der Museumsdienst mit kostenfreien, digitalen Veranstaltungen über eine Videokonferenz-Plattform. Mit Präsentationen und virtuellen Ausstellungsrundgängen wurden die Inhalte der Museen trotz Schließungen weiterhin zugänglich gemacht und der Dialog so erhalten. Dabei probierte der Museumsdienst mit Erfolg auch zweisprachige Formate aus.
Die Stadtansichten Konstantinopels aus der Sonderausstellung „Bon Voyage, Signac!“ im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud waren Anlass für ein bilinguales Gespräch in deutscher und türkischer Sprache zum europäischen Istanbul-Bild seit dem 19. Jahrhundert und zur aktuellen Debatte um die Rückumwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee.
Die bilinguale, deutsch-türkische Reihe „Müzemize Hoşgeldiniz – Willkommen im Museum“, die seit 2018 an den monatlichen KölnTagen in verschieden Museen stattfindet, wurde ebenfalls digital weitergeführt. Im gemeinsamen Gespräch zum Thema „Feste Feiern – Bayram Kutlamaları“ fand anhand ritueller und sakraler Objekte aus dem Museum Schnütgen ein reger Austausch unter den Teilnehmenden über religiöse Feste in Christentum und Islam statt.
Im Museum für Angewandte Kunst Köln ist mit digitalen Vorträgen und Einführungen ein digitaler Besuch möglich. Der Vortrag „Dieter Rams vs. Jony Ive“ in hebräischer Sprache stellte jüdische Designer vor, die die moderne Designwelt und die Gestaltung von Produkten, z. B. der Firmen Braun und Apple geprägt haben.

Videoproduktionen
Für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche hat der Museumsdienst verschiedene Videos produziert und auf dem Portal www.museen.koeln zugänglich gemacht. So stellen Tutorials, angelehnt an Kunstwerke oder Museumsobjekte aus den Ausstellungen, Kunsttechniken vor und geben Familien und Kindern eine Anleitung zum Nachmachen. An ältere Kinder und Jugendliche richtet sich die Reihe „Erzähl mir…“, die mit hörspielartigen Videos kurzweilige Geschichten zu einzelnen Sammlungsobjekten der Kölner Museen erzählen.
Einige dieser Videos wurden mit türkischsprachigen Untertiteln versehen, sodass sie auch im türkischen Herkunftssprachlichen Unterricht an Grundschulen eingesetzt werden können. Informationen zu allen analogen und digitalen Angeboten in türkischer Sprache finden Sie gesammelt unter https://museenkoeln.de/portal/Tuerkce_Etkinlikler.

Fortbildungen für Lehrkräfte
Speziell in den Kunstmuseen finden regelmäßig Fortbildungen für Lehrkräfte und Lehramtsanwärter*innen statt, bei denen partizipative Methoden der Sprachförderung erprobt und entwickelt werden. Hierbei kommt die von der Museumspädagogin Karin Rottmann entwickelte Museumstasche zum Einsatz, die durch eine Fülle von Materialien und Arbeitsblättern die Erweiterung des Wortschatzes fördert und zu einer Interaktion mit und einer Kommunikation über Kunstwerke anregen kann. Auch wenn die direkte Begegnung mit dem Kunstwerk ein besonderes Erlebnis darstellt, ist aktuell ein digitales Fortbildungsangebot für viele Lehrkräfte eine gute Alternative. Der Museumsdienst Köln bietet daher seit dem Frühjahr 2021 Veranstaltungen über die Videoplattform BigBlueButton an. Methoden der Sprachförderung wie kreatives Schreiben lassen sich wunderbar auch im digitalen Raum nutzen, um mit und über Kunst ins Gespräch zu kommen. So können die teilnehmenden Lehrkräfte zum Beispiel zu einem vorgestellten Porträt eine kurze Rollenbiografie verfassen oder spontane Wortassoziationen zu einem abstrakten Kunstwerk in den Chat tippen. Die spielerischen Übungen ermöglichen eine intensive Auseinandersetzung mit ausgewählten Kunstwerken über Schrift und Sprache auch im Unterricht. Hier können Abbildungen von Kunstwerken aus den Kölner Museen, aber auch Kunstpostkarten oder anderes Bildmaterial eingesetzt und als Sprech- oder Schreibeinladung genutzt werden. Neben praktischen Übungen ist über die Videoplattform auch ein fachlicher Austausch zum Thema „Museum und Mehrsprachigkeit“ möglich.
Im Februar 2021 bot der Museumsdienst eine digitale Fortbildung im Rahmen der vom Mercator-Institut und ZMI veranstalteten Workshopreihe für HSU- und Regellehrkräfte an (siehe auch Beitrag S. 47 in diesem Heft). Gemeinsam wurden kreative Methoden zur Sprachförderung erprobt und ihre Einsatzmöglichkeiten im mehrsprachigen Unterricht diskutiert.
Als wertvolle Ergänzung zu den Präsenzveranstaltungen möchte der Museumsdienst digitale Fortbildungen für Lehrkräfte auch in Zukunft regelmäßig anbieten. 